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Was Zweifel Und Kondome Gemeinsam Haben

Was Zweifel und Kondome gemeinsam haben

Kennen Sie erfolgreiche Menschen, die gerne davon erzählen, wie oft sie an ihrem Vorhaben gezweifelt haben oder wie unsicher sie phasenweise waren? Viel eher präsentieren sie sich selbstbewusst und standhaft. Echte „Macher“ eben.

„Zerbrich dir nicht den Kopf“, „Zermartere dir nicht das Hirn“, „Hör endlich auf zu Grübeln!“ Sprüche wie diese stehen dagegen in unserer Gesellschaft nicht sehr hoch im Kurs, denn sie zeigen Unsicherheit und Skepsis.

Machen wir uns nichts vor. Natürlich braucht es Mut und Selbstbewusstsein, um Ziele zu erreichen. Durch Zögern und Hadern allein kommen wir nicht weiter – aber eben auch nicht ohne. Denn genau genommen sind Zweifel etwas sehr Nützliches, sofern wir sie richtig einzusetzen wissen.

Sie helfen uns, Entscheidungen zu treffen, Hindernisse vorauszusehen und Chancen rechtzeitig zu erkennen und einzuschätzen. Aber wie funktioniert das? Wie können wir positiv zweifeln?

Die Dosis macht das Gift

Zweifel haben ihre Berechtigung. „Soll ich’s wirklich machen oder lass ich’s lieber sein?“ Zugegeben, Zweifel sind unangenehm. Schließlich widersprechen sie dem fundamentalen Bedürfnis des Menschen nach Sicherheit. Wenn wir zweifeln, fühlen wir uns häufig instabil, verwirrt und überfordert – und bleiben dadurch untätig!

Die Dosis macht das Gift: Wer im Übermaß zweifelt, bleibt stehen und wird nichts von seinen Vorhaben realisieren. Wer gar nicht zweifelt oder zu wenig, wird blind. Grundsätzlich sind Zweifel daher weder gut noch schlecht.

Problematisch wird es erst, wenn sich Zweifel gegen unsere eigene Person richten. „Bin ich gut genug?“, „Kann ich das überhaupt?“, „Habe ich wirklich Talent dafür?“ Diese gewohnheitsmäßigen Selbstzweifel führen zur Selbstabwertung und enden oftmals in einer Depression.

Deshalb sollten wir unsere Zweifel sparsam und gezielt dosieren. Wenn wir uns zum Beispiel im Fitness Studio zu lange mit der Frage beschäftigen, ob wir fünf oder zehn Kilo mehr auf die Hantel geben, bremst uns das aus. Entscheidend ist, dass wir die Zweifel im richtigen Moment beiseiteschieben können.

Und was ist, wenn wir zu wenig zweifeln? Wenn alles flutscht und wir uns wie „Superman“ oder „Superwoman“ fühlen? Schön für uns, doch Achtung! Ein allzu großes Ego wirkt nach außen unsympathisch und macht blind für drohende Rückschläge. Könnte es nicht möglich sein, dass wir Entscheidendes übersehen?

Zielgerichtetes Zweifeln ist, wie Sie sehen, ein Balanceakt.

Was Zweifel und Kondome gemeinsam haben

„Zweifel schützen, genau wie Kondome, vor unvorhergesehenen Folgen.“

Stellen Sie sich vor, Zweifel und Überzeugung sind wie Bremse und Gaspedal beim Auto. Wer dauernd rast, brettert irgendwann gegen die Wand. Und wer vor Angst ständig auf der Bremse steht, kommt nie an.

So ist es auch mit dem Zweifeln: Um unserer Ziele zu erreichen, müssen wir unserem Bedenken gezielt am richtigen Ort und zur richtigen Zeit Raum geben. Das heißt, wenn wir Hindernisse am Horizont erkennen, sollten wir „rechts ranfahren“ und eine Pause einlegen, um in Ruhe zu überlegen, wie es weitergeht.

Haben wir genügend gezweifelt, beenden wir die Phase des Zögerns und begeben uns zurück auf die Straße, um ordentlich Gas zu geben.

Mein Tipp: Überlegen Sie sich am besten im Voraus, worin genau Ihre Zweifel bestehen und ob sie angebracht sind. Das können Beziehungen sein, Projekte oder auch die Gesundheit und Belastbarkeit.

Entscheiden Sie, wann und wie oft Sie diese Aspekte Ihres Lebens infrage stellen. Ein fester Zeitplan kann hilfreich sein.

Angenommen, Sie suchen eine neue Herausforderung, sind sich aber noch nicht hundertprozentig sicher, wo die Reise hingehen soll. Dann reservieren Sie sich einen Tag für die Zweifel, auf den dann wieder zwei Wochen Vollgas folgen, denn

„ohne Zweifler würde die Welt einfach stehen bleiben.“

Zweifeln wie ein Profi

Sie sind motiviert und möchten direkt alles gründlich infrage stellen, um Ihrem Leben einen neuen Anstrich zu verleihen? Es gibt zahlreiche Dinge, die Sie sofort anzweifeln können:

  • Sie fühlen sich stark und gesund und stecken den beruflichen Dauerstress weg wie nichts? Sicher? Grübeln Sie ruhig einmal intensiv darüber nach. Eine gesunde Dosis Zweifel könnte Sie vor einem Burn-out oder anderen Krankheiten bewahren.
  • Machen wir weiter mit dem Thema Stress: Wie sieht es auf Ihrer Prioritätenliste aus? Sind tatsächlich alle Punkte notwendig? Macht es überhaupt Sinn, eine solche Liste zu führen?
  • Auch Neid kann ein Anstoß zum Zweifeln bieten: Wenn Ihre Bekannten zum Beispiel in facebook ständig neue Urlaubsfotos exotischer Reiseziele posten und Sie zwar ein „like“ geben, aber tatsächlich genervt sind, denken Sie darüber nach, ob dieses Gefühl eine konstruktive Reaktion sein könnte.

Wenn Sie herausgefunden haben, woran genau es Ihnen mangelt, begeben Sie sich auf die Suche nach Möglichkeiten, sich das zu verschaffen, was Sie brauchen.

Egal, was es ist. Machen Sie das, was Ihnen liegt, verbessern Sie sich darin und treffen Sie Menschen, die Ihr Interesse teilen. Auf diese Weise erhalten Sie nicht nur Aufmerksamkeit, die gut tut, sondern auch wertvolles Feedback und echte Kontakte.

Sie sehen, Zweifel sind ein Allzweckmittel gegen Aufmerksamkeitsmangel, Langeweile, Stress, Krankheit und Misserfolg. Richtig angewandt, können sie – die Zweifel – Ihr Leben in jedem einzelnen Bereich verbessern.

Holen Sie sich also eine Tasse Tee oder Kaffee, stellen Sie Ihr Handy aus und zweifeln Sie wie ein Profi.

Herzlichst

Ihre

Birgit Natale-Weber

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
  1. Zunächst war ich etwas verwirrt über den Titel, aber inhaltlich sehr informativ und vor allem sehr wahr. Leider haben viele Menschen aber auch Angst aus ihrer Komfortzone zu treten und verhalten sich ebenso wie ein „Kondom“, sie halten sich zurück und verpassen wohlmöglich die Chance auf Erfolg, egal ob es mit der Liebe oder auch beruflich zutun hat.

    Liebe Grüße
    Daniel Caballero

    1. Lieber Herr Caballero,
      vielen Dank für Ihr Kommentar. Die Komfortzone ist tatsächlich des Menschens liebstes „Kind“. Daran halten wir gerne fest. Wie fand Siegmund Freud heraus: Der Mensch will Unlust minimieren und Lust maximieren. Veränderungen scheinen auf jeden Fall zur Unlustminimierung zu gehören.
      Herzliche Grüße
      Birgit Natale-Weber

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