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Trennungsschmerz: Warum So Viele Ehen Auseinander Gehen

Trennungsschmerz: Warum so viele Ehen auseinander gehen

Soeben erreichte mich der Anruf einer Klientin, die mir mitteilte, dass sie zuhause auszieht. „Ich war mutig und habe den Schritt endlich gewagt. Klar habe ich Angst weil ich nicht weiß, was passieren wird. Trotzdem fühle ich mich stark genug und es fühlt sich gut an“ erklärt sie mir.

Warum es in diesem Fall soweit kommen musste, ist schnell erzählt. Nach fünfzehn Jahren Lebensgemeinschaft und einem gemeinsamen Sohn, haben sich die beiden auseinander gelebt. Für ihn ist es bereits die zweite Ehe. Er ist einige Jahre älter, erfolgreicher Unternehmer und wollte dieses Mal alles anders machen.

Als die beiden sich kennen lernten, war sie Anfang Zwanzig, neugierig auf ein neues Leben in Deutschland und voller Erwartungen. Sie lernte schnell deutsch, bemühte sich, beruflich Fuß zu fassen und freute sich auf ihre gemeinsame Zukunft.

Er fühlte sich geschmeichelt, eine jüngere Frau haben zu können. Trotz vieler Einwände und großer Skepsis enger Freunde und Bekannte, wagten sie den Schritt in eine gemeinsame Zukunft. Voller Erwartungen, Freude und Neugier stemmten sie die ersten Herausforderungen, alles schien so einfach.

Auf anderen Wegen

Fünfzehn Jahre später ist alles anders. Sie hat sich zwischenzeitlich persönlich weiterentwickelt, ist willensstark und selbstbewusst geworden. Heute weiß sie, was sie will – und vor allem was sie nicht will. Er widmete seine ganze Aufmerksamkeit der Expansion seines Unternehmens.

Anfangs versuchte sie, mit ihm über ihre aufkommende Unzufriedenheit zu reden. Sie sagte ihm, dass sie unglücklich in ihrer Partnerschaft sei. Doch er konnte das Warnsignal nicht hören. Er bagatellisierte und verstand nicht, was sie meinte. „Du hast doch alles, was Du brauchst“ schmetterte er verständnislos zurück.

Alle weiteren Versuche, ihm die Ernsthaftigkeit deutlich zu machen, scheiterten. Er kann ihre Verzweiflung einfach nicht wahrnehmen. Er ist zu sehr in seiner eigenen Welt abgetaucht. Und so kommt es, wie es kommen musste. Sie verlässt ihn. Der Trennungsschmerz ist groß.

Trennungsschmerz: Warum so viele Ehen auseinander gehen

Tausenden von Paaren geht es so, wie den oben Beschriebenen. Nach den ersten Jahren mit Schmetterlingen im Bauch wird aus der Leidenschaft pure Gewohnheit. Und wo Gewohnheiten sind, macht sich Langeweile breit. Keine gute Voraussetzung für glückliche Partnerschaften.

Unaufmerksamkeit und Desinteresse werden zum mächtigen Gegenspieler von Liebe und Leidenschaft. Sie fragt ihn schon lange nicht mehr, wie es auf der Arbeit war und er stellt seine Ohren auf Durchzug, wenn sie von ihrem stressigen Tag mit den Kindern erzählen will.

Wie ein Krebsgeschwür verbreitet sich die Unzufriedenheit. Der Alltag wird zur Gewohnheit. Gemeinsame Aktivitäten mit der Familie werden geduldig hingenommen. Unternehmungen zu zweit sind obsolet, gesprochen wird nur noch das, was zum allgemeinen Tagesablauf gehört.

So spulen viele Ehepaare ihren Alltag schematisch wie ein Endlosdrucker ab. „Meine Eltern führen ein langweiliges Leben“ beschrieb kürzlich ein Teenager die Ehe seiner Eltern. Er hat längst erkannt, dass sich Mama und Papa nichts mehr zu sagen haben.

Glückliche Beziehungen brauchen Pflege

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, er ist faul und bequem. Er bewegt sich erst dann, wenn er muss. Am ehesten sieht er noch Handlungsbedarf im Beruf oder bei der Gesundheit. Die Beziehung hingegen kommt im Karussell des Lebens an letzter Stelle. Sie muss einfach laufen.

Stellen Sie sich vor, Ihr Alltag ist ein großer Platz mit tausenden Menschen. Jeder Mensch steht für eine zu erledigende Arbeit, für eine Person oder ähnliches. Und zwischen diesen vielen Menschen stehen Sie und Ihr Partner. Jetzt kommt es darauf an, ihn so oft und so lange wie möglich im Auge zu behalten.

Dazu braucht es Aufmerksamkeit, Ehrlichkeit und Zeit! Wie ich in meinen Eheberatungen oft feststelle, fällt es vielen Paaren gar nicht so einfach, gemeinsame Schnittpunkte zu finden. Aber so engagiert, wie Sie sich um Ihren Job oder das Weiterkommen Ihrer Kinder Gedanken machen, so engagiert sollten Sie sich auch um die Gestaltung Ihrer Partnerschaft machen.

Worauf haben Sie mit Ihrem Partner Lust? Was macht Ihnen gemeinsam Spaß? Welche Zeit passt gut? Bleiben Sie dabei ehrlich. Hören Sie Ihrem Gegenüber zu und achten Sie aufmerksam, auf dessen Reaktionen.

Wie würden Sie heute, nach vielen Jahren, um die Gunst des anderen buhlen? Finden Sie wieder Ihre Stärken als Mann und als Frau. Entdecken Sie sich neu! Wichtige Schritte auf dem Weg zum gemeinsamen Glück und Zufriedenheit.

Warum es bei mir geklappt hat

Immer wieder werde ich gefragt, wie ich es geschafft habe, über so viele Jahre glücklich verheiratet zu sein. Denn auch bei uns hatten sich nach einigen Ehejahren Langeweile und Gewohnheiten in unseren Alltag eingeschlichen. Es gehörte also eine gehörige Portion Überwindung dazu, diesen Umstand anzusprechen.

Gerettet hat uns unser Mut, ehrlich miteinander umzugehen. Beide bemerkten wir, dass etwas in unserer Beziehung nicht mehr stimmte und wir sprachen Klartext. Und natürlich kämpften wir mit Kränkung und Ablehnung als wir uns gegenseitig eingestehen mussten, dass die Attraktivität auf der Strecke geblieben ist.

Dass sich jeder von uns an seine eigene Nase fasste und den Mut hatte, in den  Spiegel zu schauen, anstatt dem anderen Vorwürfe zu machen, verdankten wir unseren häufigen Aussprachen. Denn so konnte jeder seine Ängste und Unsicherheiten ansprechen. Ein Gefühl, dass unglaubliches Vertrauen schuf.

Ich weiß also, wie schwer es ist, ehrlich über seine Gefühle zu sprechen. Aber wenn wir es mit unserem Partner, mit dem wir den Rest unseres Lebens verbringen wollen, nicht schaffen, mit wem dann? Mit wem sonst können wir unser Drama teilen? Heulen, schreien und sich dann liebevoll in den Armen liegen?

Diese dunklen Tage (und sie sind dunkel, glauben Sie mir) und das Nicht-Aufgeben sind am Ende eines langen Weges die Momente, die darüber entscheiden, ob wir es als Paar schaffen oder nicht. Es ist eine echte Gradwanderung bei der viele Ehen oder Partnerschaften zerbrechen.

Wenn Sie es also schaffen, Ihre Bedürfnisse offen und ehrlich Ihrem Partner mitzuteilen und gleichzeitig ihm seine Sichtweise zugestehen können, haben Sie es geschafft. So fühlt sich eine glückliche und zufriedene Partnerschaft an.

Warum wir es so oft nicht schaffen und was das ganze mit unserer Vergangenheit zu tun hat, verrate ich Ihnen in einem meiner nächsten Artikel.

Schreiben Sie mir Ihre Erfahrungen oder lassen Sie ich wissen, wenn Sie eine Frage haben, die Sie sehr beschäftigt. Ich freue mich auf Sie.

Herzlichst

Ihre Birgit Natale-Weber

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Dieser Beitrag hat 4 Kommentare
  1. Liebe Birgit,
    vielen Dank für diesen offenen und ehrlichen Artikel! Du schreibst, dass wir oft für die Gesundheit und den Job viel Energie aufbringen und die Partnerschaft einfach laufen soll. Das finde ich so schade! Gerade mit einem guten Partner an seiner Seite ist doch das ganze Leben leichter! Gerade das Herz muss glücklich sein, um in anderen Bereichen erfolgreich sein zu können.
    Ich erlebe es auch oft, dass Frauen lieber in einer unglücklichen Partnerschaft bleiben, anstatt etwas zu ändern: entweder Klartext zu sprechen oder eben zu gehen.
    Sehr traurig.
    Umso schöner, deinen Artikel zu lesen 🙂
    Liebe Grüße
    Martje

    1. Liebe Martje,
      vielen Dank für Dein Feedback. Du hast recht.
      Das Herz muss glücklich sein, aber in der heutigen Zeit wird es leider ganz oft vergessen.

  2. Hallo Birgit!
    EIn toller, aufschlussreicher Artikel ist das. Ich bin mit meiner Frau an den selben Zielen interessiert und wir planen unsere Zukunft gemeinsam. Zu Beginn war das anders – als müsste man „Partnerschaft“ erst „lernen“. Es hat geholfen. Wir fühlen uns wohl. Und doch stellt sich oft die Frage, was wenn wir irgendwann aufhören unsere Ehe zu pflegen. Wenn Diskussionen nicht mehr geklärt werden oder essentielle Fragen nicht mehr gestellt werden? Ich hoffe, das wird nie soweit kommen und wenn doch – an Sie kann man sich immer wenden. 🙂

    Beste Grüße!

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