Der Streit um Lappalien – So kommen Sie aus der Einbahnstraße
In meinem letzten Artikel „Das Zünglein an der Waage“ dürfte deutlich geworden sein: Raus aus dem Streit, denn Achtsamkeit in der Partnerschaft funktioniert nur, wenn wir ernsthaft an der Verbesserung unseres Umgangs miteinander interessiert sind.
Das bedeutet, wir müssen den Mut haben und herausfinden wollen, wofür unser destruktives Verhalten wirklich steht. Wovon werden wir in diesem Moment beeinflusst und was geht in uns vor? Durch welche „innere Reaktionen“ lassen wir uns das Steuer aus der Hand nehmen?
Die Lappalie – ein Konfliktmuster mit Folgen
Bleiben wir bei dem Beispiel mit Lea und Moritz (s. Eine Alltags-Situation, „Das Zünglein an der Waage“). Wir alle kennen solche Situationen. Es ist schwer zu verstehen, warum Lea ausgerechnet an einem Abend, auf den sich beide freuen, so sauer reagiert und es zum Streit kommt.
Beim näheren Betrachten der Situation allerdings entdecken wir als Erstes, dass sich in letzter Zeit solche Szenen häufiger abspielen. Es handelt sich also um ein „Beziehungsmuster“, weil Reiz und Reaktion nach ähnlichem Muster „gestrickt“ sind: auf eine harmlose Frage von Moritz, folgt die gereizte Reaktion von Lea. Zum Kummer der beiden, wiederholt sich das immer wieder.
Auf den zweiten Blick können wir erkennen, dass die beiden trotz verschiedener Situationen häufig ein sehr ähnliches Thema haben: Immer, wenn Moritz Lea nach Hilfe fragt („Hast du meine Schuhe gesehen?“) oder in einer anderen Form „versorgt“ werden möchte, reagiert Lea mit Zurückweisung, wird sauer und ärgert sich. Moritz ist frustriert.
Es geht also um das Thema „Versorgen und versorgt werden“! Daraus resultiert mit der Zeit Enttäuschung und Rückzug. Es ist wie ein Sog, dem sie nicht entrinnen können. Lea denkt: „Immer soll ich Mutter spielen“ und Frank überkommt das Gefühl, zurückgewiesen zu werden, obwohl er doch bloß harmlose Fragen stellt.
Wie ich achtsam Konfliktmuster lösen kann – ohne Streit
Haben Sie sich für einen achtsamen Umgang in Ihrer Partnerschaft entschieden, nutzen Sie solche Situationen. In Leas Fall könnte sie sich zum Beispiel fragen: „Was ist los? Wieso haben wir letzter Zeit häufiger solche Explosionen? Was verärgert mich an seinem Verhalten?“
Sie stellt fest, dass sie sich immer wieder in eine bestimmte Rolle gedrängt fühlt: Er will von mir versorgt werden. Durch diese Überlegung hat sie ein wichtiges und zentrales Konfliktmuster aufgedeckt. Nun kann sie entscheiden, wie sie beim nächsten Mal reagieren möchte:
Sie könnte ganz sachlich antworten „Nein, habe ich nicht.“ oder ablenkend „Du, ich bin selbst am überlegen, was ich anziehe.“ So könnten beide entspannt den gemeinsamen Abend genießen.
Es wäre aber auch durchaus denkbar, dass sie ganz offen ärgerlich reagiert, um den Konflikt ans Tageslicht zu bringen. Und zwar in diesem Moment, weil ihr das Offenlegen dieser Konflikte jetzt wichtiger ist, als ein fröhlicher Abend. Jetzt ist eine gute Streitkultur gefragt.
Natürlich sollte Moritz auch seinerseits seinen Beitrag leisten. Im Grundsatz geht es um das Gleiche und er stellt sich Fragen wie „Worum geht es Lea wirklich, wenn sie immer so ausrastet oder abweisend ist?“ oder sich klar werden, dass er erstmal selbst nach seinen Schuhen schaut.
Klar ist, dass diese Form der Achtsamkeit nur dann gelingen kann, wenn beide Partner sie anwenden. Nur so können sie ihre Partnerschaft voranbringen.
So kommen Sie aus der Einbahnstraße
- Machen Sie sich deutlich, dass es in fast jeder Beziehung solche Konfliktmuster gibt, die belasten. Es entspannt deshalb sehr, sich klar zu machen, dass Sie nicht alleine auf dieser Welt sind.
- Suchen Sie nach Ihrem gemeinsamen Thema. Finden Sie eine Antwort, haben Sie „Ihr zentrales Konfliktmuster“ entdeckt. Super! Jetzt können Sie die Regie über Ihr eigenes Verhalten führen und aus dem „nichts dagegen tun können“ aussteigen!
- Legen Sie sich eine „Warnlampe“ an, die aufleuchtet, wenn Sie mit Ihrem Partner in solche konkreten Situationen schlittern und dieses Thema berühren. So gewinnen Sie Distanz und Freiheit.
- Entscheiden Sie sich tatsächlich, wie Sie sich dem anderen gegenüber verhalten werden.
Achtsamkeit ist erlernbar. Fangen Sie gleich damit an!
Liebe Grüße
Ihre
Birgit Natale-Weber