Bleiben Sie locker – Wenn Stress zum Liebeskiller wird
„In jeder Küche raucht’s einmal!“ wusste schon meine Urgroßmutter vor 20 Jahren. In einer langjährigen Partnerschaft können nicht jeden Tag rote Herzen durch die Luft fliegen. Das ist klar. Doch in den letzten Jahren haben Psychologen einen neuen mächtigen Feind der Liebe entdeckt: der Stress.
Die Nadelstiche des Alltags
Die Lasagne steht auf dem Tisch, das Handy klingelt und die Tochter quengelt weil sie noch ausgehen will. Wo ist mein Mann? Ich habe keine Lust mehr, immer hier alleine zu stehen. Wenn er dann kommt, schwingt er große Reden. Ich habe die Faxen dick.
Wir alle kennen solche Situationen und wissen, was passiert ist: Der Stress hat Einzug gehalten. Wir fühlen uns überfordert, alleine gelassen, nicht wertgeschätzt. Die meist genannte Antwort meiner Klienten auf die Frage „Was stört sie zurzeit an Ihrem Leben am meisten“ ist „der ständige Stress“.
Trotz steigernder Unterstützung der Männer sind es noch immer wir Frauen, an denen vermeintlich alles zu hängen scheint. Die Evolution holt uns an dieser Stelle ein. Denn mögen wir auch noch so emanzipiert sein, unser weibliches Bedürfnis nach Zusammenhalt der Familie ist geblieben.
Beziehungsstress zählt zum Liebeskiller Nummer eins, belegen zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen. Interessant ist, dass es aber nicht kritische Lebensereignisse wie eine schwere Krankheit oder der Todesfall in der Familie sind. Nein, tatsächlich sind es die kleinen Nadelstiche des Alltags, die die Liebe schleichend abtöten!
Der Schalk im Nacken – Angst vor dem Versagen
Wieso gefährden scheinbar unbedeutende Kleinigkeiten wie das bevorstehende Abendessen mit den Schwiegereltern so etwas Großes wie die Liebe zu unserem Partner? Die Angst, nicht alles zu schaffen was wir uns vornehmen, sitzt wie ein Schalk im Nacken.
Unsere Kommunikation leidet weil wir im Kopf nicht bei der Sache sind. Uns fehlt die Zeit, den anderen und seine Bedürfnisse wahrzunehmen und zu achten. Ein echtes Dilemma, denn unsere vorhandenen Kompetenzen brechen zusammen. Das „Wir-Gefühl“ schwindet. Stattdessen nörgeln und kritisieren wir und sehnen uns nach Ruhe.
„Regelmäßigen Sex haben wir schon seit langem nicht mehr“ erzählt mir meine Klientin. „Uns fehlt einfach die Zeit. Und wenn wir dann abends zusammen auf der Couch liegen, schlafen wir beide todmüde ein“, fügt sie resigniert hinzu.
Wichtige Geschäftsreisen, das Home-Office und Überstunden im Büro lassen keinen Platz für befriedigende emotionale und sexuelle Begegnungen, wissen Familienpsychologen. Somit wird Stress zum Feind von Partnerschaften. Er schleicht sich klammheimlich Jahr für Jahr unbemerkt in die Beziehung. Er frisst sich so lange in die Liebe, bis sie abstirbt.
„Du hörst mir einfach nicht richtig zu!“
Vielen Frauen geht es so. Während sie ein Anliegen haben, schaut der Partner fern oder spielt mit seinem Handy. Frust im Bett, Dauerschweigen und ständiger Streit sind die klassischen Folgen von Beziehungsproblemen. Vorsicht, wenn sich solche Probleme einschleichen. Wer jetzt nicht aktiv wird, verschlimmert den Dauerfrust.
Wussten Sie, dass in der Allgemeinbevölkerung vor allem die sogenannte Sandwich-Generation besonders belastet ist? Das ist jene Altersgruppe, grob gerechnet zwischen 35 – 50 Jahren, die neben Beruf noch zuwendungsbedürftige Eltern und Kinder haben.
Bei Männern sei es vor allem der Job, der unter Strom setzt. Bei Frauen ist es neben dem Beruf das Gefühl, nicht alles schaffen zu können, was einem wichtig erscheint. Das Ergebnis einer Forsa-Umfrage ergab: Bei beiden Geschlechtern kommen die Arbeitsplatzunsicherheit oder finanzielle Belastungen für Eigenheim & Co. hinzu.
Spätestens jetzt wird es gesundheitsgefährdend, wissen Mediziner. Keine Ruheräume, immer mehr Stress, der Burn-out steht vor der Tür. Körperleiden wie Rückenschmerzen sind weitere deutliche Anzeichen für Überlastung.
Kampf gegen den Liebestöter Stress
Nicht das Ausmaß von Stress ist für unsere Beziehung ausschlaggebend. Wichtig ist, wie wir mit Belastungen umgehen. Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass eine partnerschaftliche Stressbewältigung für eine glückliche Liebesbeziehung entscheidend ist.
Doch wie können wir dem Liebestöter Stress den Kampf ansagen? Nach Meinung von Wissenschaftlern ist dieser Kampf mit professioneller Unterstützung durchaus erlernbar. Auch ich erlebe in meinen Eheberatungen immer wieder, dass die Liebe trotz stressigen Alltags wieder seinen Platz finden kann.
Wichtig dabei ist, dass die Partner darüber sprechen. Schleppt der angespannte Partner seinen „Müll“ von außen an, muss er es direkt und klar ausdrücken. Nur so kann der andere ihn angemessen unterstützen. Erst dann können Lösungen gesucht und neue Freiräume geschaffen werden, zum Beispiel durch eine bessere Organisation des Alltags.
Mein Tipp: Erholsame Massagen, zärtliche Liebkosungen und interessiertes Zuhören entspannen die verkrampfte Situation. Ich selbst gebe meinem Mann gerne eine Fußmassage, bei denen sämtliche Meridiane angeregt werden. Unglaublich wie schnell er relaxed und manchmal sogar dabei einschläft.
Da Stress viel mit Gefühlen zu tun hat, dürfen wir die emotionale Seite auf keinen Fall vernachlässigen. Schaffen wir es, durch aufmerksames Zuhören ganz bei unserem Partner zu sein, solidarisieren wir uns mit ihm. Allerdings darf diese Unterstützung keinesfalls zur Abhängigkeit führen.
Ein Hoch auf uns
„Seit der Geburt unseres Kindes sind wir beide im Stress“ hörte ich kürzlich in einem Coaching. Sie hat Recht. Denn wenn beide Partner im Hamsterrad unterwegs sind, hat keiner mehr Lust auf Massagen & Co. Da wird die Vorbereitung auf ein Abendessen mit Freunden bereits zur Belastung.
Hier ist die emotionale Intelligenz einer Partnerschaft gefragt. Bereits in meinem Blog Artikel „Das Geheimnis einer glücklichen Ehe“ beschreibe ich, wie wichtig das Abwägen zwischen sachlicher und emotionaler Ebene ist. Leider verschleiern oft genug unsere Gefühle den Weg zur nüchternen Lösung. Emotionaler Stress wird von den meisten Paaren als noch belastender erlebt als sachlicher.
Interessant ist hier die Devise der Forscher: Gemeinsam kämpft man besser, denn Partner können viel Kraft voneinander beziehen. Ein „Hoch auf uns“ wenn wir zu den stärksten Verbündeten im Kampf gegen den Stress werden. Besonders wirksam sind gemeinsame Hobbies oder Entspannungsrituale.
Dieser gemeinsame Weg erleichtert uns nicht nur den gemeinsamen Kampf gegen den Stress. Er lässt unser Vertrauen und Intimität innerhalb der Partnerschaft wachsen. Unsere Gewissheit, dass auf den anderen Verlass ist, wird gestärkt. Dies alles stärkt die Partnerschaft für eine gemeinsame, glückliche Zukunft.
Informationen im Netz: www.unifr.ch/iff
Buch zum Thema: Guy Bodenmann. Beziehungskrisen, Verlag Huber, Bern. 165Seiten, 19,95Euro
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Entspannte Grüße
Ihre Birgit Natale-Weber
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